März 22, 2022

Leben mit der Eselgruppe – eine gerontologisch orientierte Selbsterfahrungsstudie

Hallo lieber Besucher und liebe Besucherin!

Warum gerade Zwergesel?

Rückblickend muss ich sagen: „Es hat sich so gefügt, die hat mir der Himmel geschickt, die ganze Anlage hat mir der Himmel geschickt.“

Nach jahrzehntelanger, vergeblicher Suche nach einer kleinen Hobby-Landwirtschaft konnte ich im Jahr 2008 in der Nähe meiner Wohnung eine Koppel-Wiese käuflich erwerben, auf welcher, Dank Bebauungsplan, das Errichten eines Stall- und Scheuergebäudes samt Mistlege und Zaunanlage erlaubt war, allerdings nur zur privaten Tierhaltung.

Wiesenbeschaffenheit: Ein schlauchähnlich geformtes, ca. 1100 qm großes Weideland; humusarmer, eher saurer und sandhaltiger Boden über wasserundurchlässiger Lehm-Letten-Schicht.

Das bedeutet: Wenn es anhaltend regnet, kann sich dort schon mal Oberflächenwasser ansammeln. Von der Bepflanzung her findet man neben „normalen“ Wiesenkräutern und Gräsern schilfartige Pflanzen, Sauerampfer, Brennnesseln, wilde Pflaumenbüsche, Eichen, Weiden, Buchen und Nussbäume; daneben auch einige Giftpflanzen wie Efeu, Jakobskreuzkraut, Johanniskraut, Herbstzeitlose, Pfaffenhütchen, Robinien und allerlei Pilze.

Glück gehabt! Wie es manchmal so kommt: Bereits ein Jahr später verkaufte mir mein rechter Nachbar seine 450 qm große Wiese. Nun waren es schon knapp 1600 qm. Damit konnte man planungstechnisch etwas mehr anfangen.

Da die Wiesen bis auf ein altes Zaunstück unbebaut waren, musste die gesamte Anlage zunächst geplant, beantragt und genehmigt werden. Das galt auch für die Wahl der künftigen Tierbewohner. Insofern geschah die Entscheidung für ein junges Zwergeselpaar blauäugig aufgrund theoretischer Überlegungen und intensivem Literaturstudium. In der Praxis waren mir Esel nur einmal begegnet: Damals durfte ich während einer Fortbildungsveranstaltung eine Poitou-Eselin ein Stück weit führen. Das war für mich ein wohltuendes und spannendes Erlebnis. Seither gingen mir Esel nicht mehr aus dem Kopf. Mein Wunschziel wurde immer deutlicher: Mit einem Poitou-Esel wandern, das wäre für das Alter genau das Richtige!

Allerdings führten die konkreten Planungen sehr schnell zu der Erkenntnis, dass meine beiden Wiesen mit ihren Bebauungs- und Nutzungsmöglichkeiten für die Haltung zweier Großesel – schließlich sollen auch Pferdeähnliche nicht alleine gehalten werden – viel zu klein waren. So wurden auch die Esel immer kleiner, bis ich beim Deutschen Zwergesel angelangt war.

Fundamente für Scheune/Eselstall und Mistlegestelle
Scheune/Eselstall

Deutsche Zwergesel sind eigentlich keine bestimmte Rasse, sondern eine Klassifizierung hier lebender Tiere nach Größe und Körperbeschaffenheit durch verschiedene Eselzuchtverbände. Für erwachsene Zwergesel wird oft eine Widerristhöhe (Schulterhöhe) von maximal 105 cm und ein Gewicht von durchschnittlich 150 kg angegeben. Diese Daten waren für die Berechnung von Raum-, Flächen-, Futter- und Medikamentenbedarf sowie zur Abschätzung der späteren Dauerkosten von Bedeutung. Weitere allgemeine Details zu Eselhaltung und -zucht sollen hier nicht beschrieben werden. Dazu gibt es genügend Literatur auf dem Markt. An anderer Stelle werde ich genauer erläutern, wie meine Esel leben. Nur so viel sei hier vermerkt: Ich wollte meine Esel so natürlich wie möglich erleben und das Weidemanagement so nachhaltig wie möglich gestalten. Auch der Begriff „nachhaltig“ bedarf einer späteren Klärung.

Noch strapaziert von der Reise: Lina (weiß) ; 2;0 Jahre; Otto (braun): 2;2 Jahre;

Schließlich, im Jahre 2012, fand die Abnahme der Anlage durch das Bauamt statt und endlich, am 30.06. 2015, wurden die künftigen Bewohner angeliefert, die eigentlich aus dem Auto gar nicht aussteigen wollten.

Man könnte sich nun fragen, weshalb fast 7 Jahre von der Anschaffung der ersten Wiese bis zum Bezug durch zwei Eselchen vergehen mussten. Die Gründe waren vielfältig:

  • Verzögerungen durch das auslaufende Flurbereinigungsverfahren, von welchem meine beiden Wiesen betroffen waren;
  • Studium und Weiterbildung meinerseits;
  • Informationssammlung über Bauvorschriften, Tierhaltungs- und Naturschutzvorschriften, über Mistlagerung und -verwertung, Versorgung mit Strom und Wasser;
  • Verhandlungen mit Banken, Versicherungen, Behörden und Handwerkern;
  • Antragstellungen und Warten auf Ergebnisse;
  • Durchführung  zahlreicher Arbeiten in Eigenleistung.

Aber dann war alles fertig, so dachte ich zumindest……

Bevor es in dieser Selbsterfahrungsstudie mit den Eselchen weitergeht, soll ein Blick auf den gerontologischen (alters-und alternswissenschaftlichen) Bezug geworfen werden. Dies ist Aufgabe des nächsten Beitrags. Bis dahin

herzliche Grüße und bleiben Sie gesund!

Margit

Datenschutzerklärung und Impressum siehe www.margit-bockstaller.de !

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